Der Kunstmarkt

Der Kunstmarkt – ein sehr lebendiges Wesen auf acht Beinen. Er blüht seit mehr als Zweitausend Jahren. Syrien, Ägypten, Griechenland, Italien – Kleine und große Kunstwerke sind ständig in Bewegung. Im Laufe der Zeit wanderten zigtausende Kunstwerke durch die Hände der Kunsthändler und ihrer Geschäfte. Es ist dem Kunstsinn und den oft beträchtlichen Mitteln der Händler und Sammler zu danken, dass Vieles vor Zerstörung, Ignoranz und Unachtsamkeit bewahrt werden konnte. Wie in einem Perpetuum Mobile lebt der Kunstmarkt durch den Besitzerwechsel – hunderte Besitzer und hunderte Male versteuert; wie gesagt ein Perpetuum Mobile des ewigen Lebens, wie kein anderes Gut außer Luft und Liebe.

Der Kunstmarkt blüht auf zwei Ebenen:

  1. Tempel der Hochspannung. In den großen Versteigerungshäusern Europas und in Übersee toben heiße Bieterschlachten um Millionen und darüber – nichts für schwache Nerven. Die Objekte, die im Namen der Einlieferer versteigert werden, werden für einige Tage zur Besichtigung ausgestellt, dann entscheiden der Mutigste, oder die dickste Brieftasche, wohin die Reise geht. Der Markt gibt den Trend vor: Raus aus den wilden Aktienbewegungen und rein ins Paradies der Kunstschätze. Denn es macht schon einen Unterschied, schwankendes Papier, oder kulturbewusst Kunstwerke zu besitzen. 
  2. Eine gänzlich andere Welt begegnet uns in den Geschäften der Kunsthändler: Hier herrscht eine entspannte Atmosphäre und der Besucher hat alle Zeit der Welt, sich in fachkundigen Gesprächen auszutauschen, um Herkunft, Bedeutung und Wert zu erfahren, bei den anhänglichen, wie bei den Neuerwerbungen. Der Kunsthändler erwirbt seine Schätze mit eigenen Mitteln und minimiert aufgrund seiner Profession sein kommerzielles Risiko. Garantie für Authentizität und Expertise gehören zur Geschäftspolitik. Die Leidenschaft für Beruf und Kunst währt ein ganzes Leben. Mit der Ausstrahlung des Leuchters hat es so seine Bewandtnis. Bei längerem Verweilen im Geschäft entfaltet er eine unwiderstehliche Magie und beginnt mit uns zu sprechen, wie eine Skulptur, die uns berührt und wir spüren eine Trennung können wir uns nicht antun. So ist es, wenn Magie und Kunstsinn sich begegnen. Einen amüsanten Nebenschauplatz bieten die Flohmärkte. Der französische Marche aux Puces enthielt in den alten Klamotten ganze Heerscharen von Flöhen, die sich auch schon mal in ein Ohr verirren konnten. Stunde um Stunde das feine Näschen und Bauchgefühl auf Trab zu halten, ist das Erbe jahrtausendealter Jagdinstinkte mit Speer und Keule – heute ist es befriedet mit Kleingeld. Sollten Sie Ihrem Wecker vor Sonnenaufgang schon eine verpasst haben, bleiben Sie ruhig im Bett, um den Mittagsschlaf nicht zu verpassen.